Uns hat die Nachricht erreicht, dass eine Gruppe Studierender des Fachbereichs Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement der JLU am 27.04. auf der Rodungsfläche eine auf der deutschen Roten Liste als „gefährdet“ gelistete und damit nach dem Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützte“ Reptilienart, die Schlingnatter, entdeckt hat. Folgende E-Mail wurde von den Studierenden an die Untere Naturschutzbehörde Gießen und an das Regierungspräsidium geschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei einer Begehung des Waldgebiets am Schiffenberg, welches die Firma Bieber+Marburg für eine Erweiterung nutzen möchte, haben wir eben dort am 27.04.2024 eine Schlingnatter (Coronella austriaca) gesichtet. Wir wissen von den Bauvorhaben und uns liegt das Faunistische und botanische Gutachten vom November 2022, das durch den Magistrat der Universitätsstadt Gießen in Auftrag gegeben wurde, vor.
Dort wurde lediglich die Blindschleiche als einziger Vertreter der Reptilien nachgewiesen und im Text heißt es:
„Vorkommen weiterer Charakterarten steiniger Ruderalfluren und Bahntrassen, wie Zauneidechse und Schlingnatter, konnten im Rahmen der vorliegenden Bestandserfassung nicht festgestellt werden.“
und weiter:
„Einzelne Schlangenbretter am Rande der Bahnschotter sowie entlang der Autobahn im Norden wurden im Laufe der Untersuchung von Dritten entfernt. Aufgrund regelmäßiger Sichtkontrollen der betreffenden Teilfächen, kann hier ein Vorkommen weiterer Reptilienarten nach fachlicher Bewertung dennoch ausgeschlossen werden.“
Diese Art wurde also beim Gutachten nicht festgestellt und ihr Vorkommen sogar ausgeschlossen.
Die Schlingnatter ist auf der deutschen Roten Liste als „gefährdet“ gelistet und gilt laut FFH-Richtlinie und Bundesnaturschutzgesetz als „streng zu schützende Art“ bzw. als „streng geschützt“.
Die Fotos der Beobachtung mit genauem Standort und Uhrzeit der Schlingnatter ist auf der Citizen Science Website iNaturalist bereits hochgeladen und erhielt den Status „Research Grade“. Die Beobachtung liegt mitten im besagten Waldgebiet, die genauen Koordinaten der Beobachtung lauten [ ] und sind aufgrund des Schutzstatus auf iNaturalist automatisch verschleiert.
Mit diesem Schreiben möchten wir Sie offiziell von der Sichtung der streng geschützten Art Coronella austriaca auf der für Bieber + Marburg GmbH und Co. KG im Bebauungsplan SCH 08/04 „Erweiterung Firma Bieber+Marburg II“ vorgesehenen Fläche informieren.
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Marcel Kaarow und Babette Knoblauch